»Mountainbike-Mekka Fichtelgebirge«

Das Fichtelgebirge (Bayern) bedeckt eine Fläche von ca. 1.600 Quadratkilometern, wobei sich der überwiegende Teil des Gebirges im Osten von Oberfranken befindet (Landkreise Wunsiedel, Hof und Bayreuth). Der südliche Bereich des Naturraumes grenzt an die Oberpfalz (Steinwald im Landkreis Tirschenreuth), der nordöstliche Teil ans Nachbarland Tschechien. Das Granitgebirge setzt sich hufeisenförmig aus mehreren Gebirgszügen zusammen und erreicht am Schneeberg seine maximale Höhe von 1.051 Meter. Die Höhenlage grenzt das Fichtelgebirge über eine markante, steil abfallende Hangkante gegenüber der angrenzenden Region ab.

Blick auf den Schneeberg (1.051 m ü.NN.)

Steinreiche Erde

Die schwach besiedelte Naturlandschaft mit ihren schroffen Berggipfeln, dichten Fichten- Kiefer- Buchen- und Tannenwäldern ist von verwinkelten Trails, versteckten Pfaden und smoothen Schotterwegen durchzogen, das Mountainbikern sprichwörtlich ein "Spielwiesen-Areal" ungeahnten Ausmaßes vor die Füße legt. 

Wem Biken die Welt bedeutet und wer durch & durch ein passionierter (Trail-) Biker ist - der findet im Fichtelgebirge ein abwechslungsreiches Terrain vor, das die Taktzahl der Bikerherzen kräftig pusht. Wer erstmals durch die oberfränkische Botanik huscht spürt ziemlich schnell, welcher Untergrund seine Dominanz entfaltet: Steine, Steine und nochmals Steine! Für fahrtechnisch begnadete Cracks schon mal ein Wink mit dem Zaunpfahl. Die Gegend ist derart steinreich (nicht materiell sondern geologisch gesehen), dass es der südlich angrenzende Steinwald sogar im Namen trägt. Zahlreiche Trailpassagen legen dem Biker - wohlgemerkt im positiven Sinne - also haufenweise Steine und Geröll in den Weg. Für erfahrene Trailbiker und geübte Enduristen natürlich das Gelbe vom Ei. Gesteinsbrocken, Felsabsätze oder hakelige Schlüsselstellen entfachen Fahrspaß pur, weil fahrtechnische Fähigkeiten gefordert sind. Dafür gibt es salopp gesagt für fast jede Felsblockgröße robuste Bikes die selbst dem ruppigstem Gelände den Stachel ziehen. Pauschal gesagt verrichten Allrounder wie All Mountains oder Trailbikes (Federweg 120-160 mm) in dieser Bergregion am besten ihre Arbeit, wohingegen je nach Vorliebe auch Marathon-Fullys oder Enduros ihren Zweck erfüllen.

Andererseits ruft das Fichtelgebirge bei weitem nicht nur Fahrtechnikgurus auf den Plan, sondern weniger Geübte finden entsprechend ihrem Fahrkönnen ebenso ein attraktives Wegenetz mit einem breitbandigen Touren-Spektrum vor. Ein weit verzweigtes engmaschiges Geflecht hindernisfreier Forst- und Schotterwege sowie Waldpfade mit samterdiger Fahrbahnoberfläche frei von technischem Schnickschnack vermag Einsteiger, Genuss- und Tourenbiker, ebiker, Gravelbiker und dem Biker-Nachwuchs hellauf zu begeistern. In diesem Bereich kommen neben leichteren Fullys auch vortriebsstarke Hardtails (100-120mm), Trekkingbikes oder Gravelbikes mit Starrgabel in Frage, auf denen sich die kupierte Berglandschaft wunderbar barrierefrei erschließen lässt. 

Die Schwierigkeitsgrad-Levels der Fichtelgebirgs-Trailtouren schwanken nach der geläufigen Singletrailscala zwischen S0 und S2. Freerider, DHler und Enduristen die Höhenluft lieber per Lift schnuppern möchten, finden dagegen am Ochsenkopf (zweithöchster Berg des Fichtelgebirges) - erschlossen mit modernsten 10er Kabinenseilbahnen (Süd- u. Nord) - ihre Erfüllung. Dies verdeutlicht, dass das Revier alle Facetten des Mountainbikens anspricht, d.h. jeder - auch jene die hart im Nehmen sind - kommen in der Mittelgebirgslandschaft auf ihre Kosten. Ob Einsteiger, Familienbiker, ebiker oder waschechter Enduro bzw. Downhil-Crack - Fichteltrails wie Schotterstrecken versprechen enormes Spaßpotential, egal zu welcher Riege man sich als Biker-Typ zählt. 

Skurile Granitfelstürme 

Denkt man ans Fichtelgebirge, kommen einem am ehesten typische Granitfelsen in den Sinn. Wenig Wunder, denn die markanten Felsformationen (z.B. Felsenlabyrinth bei der Luisenburg) sowie Blockmeerhalden (z.B. Platte) sind das Charaktermerkmal dieser Region schlechthin. Entstanden sind die skurilen Granitfelstürme mit ihren matratzenartigen bzw. wollsackartigen Felsgebilde durch jahrtausende anhaltende Verwitterungsprozesse. 

Bemerkung: da staunte eine geguidete Bikergruppe nicht schlecht, weil ein humorvoller Spaßvogel die Höhenangabe um die Ziffer 1 ergänzte und so den Plattengipfel (886 m ü.NN.) kurzerhand zum Hochgebirgsgipfel machte:-)

Den graniosen Aussichtspunkt über das beeindruckende Granitgeröllfeld beim Holzkreuz der Platte sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Das 4,1 ha großes Naturschutzgebiet bietet Gelegenheit zum Abschalten und meditativer Muße.

Solange das zerklüftete, steinige, wurzlige und ausgesetzte Gelände - die Essenz des MTB-Sports - den Fahrer nicht überfordert, birgt es Reize mit Suchtpotential am laufenden Band. Dass das Ausloten von Fahrkünsten bzw. das Meistern kniffliger Schlüsselpassagen irrsinnig viel Spaß bereitet ist nichts neues. Wer dagegen weniger spektakuläres Terrain auf hindernisfreien Forstwegen bzw. lauschig flowigen Wald- und Wiesen- Pfaden sucht, wird natürlich genauso fündig, d.h. die kupierte Berglandschaft wird allen Facetten das Mountainbikens gerecht. Unabhängig der unterschiedlich ausgeprägten Neigungen hat letzten Endes jeder dasselbe Ziel vor Augen: Natur- und Fahrgenuss glückbeseelt erleben. Dieser unentwegte, leidenschaftliche Ansporn lässt den faszinierenden MTB-Sport seit Jahren auf der Erfolgswelle schwimmen.

Foto: Aussichtskanzel Rudolfstein (definitiv lohnenswerte Kletterpartie über die steile Aufstiegsleiter)

Nicht weniger beeindruckend sind die Prinzenfelsen, die sich zwischen zwischen dem Rasthaus Silberhaus an der Bundesstraße 303 (1 km) und der Hohe Matze (3 km) befinden. Auf den höchsten Felsenturm führen steile Treppen zum Aussichtsplateau in 751 Meter Höhe. Nur 500 Meter  entfernt wartet schon das nächste Naturwunder: die Girglhöhle.

Der Rudolfstein ist ein bewaldeter Berg unterhalb des Schneebergmassivs südlich von Weißenstadt gelegen. Das geschützte Naturdenkmal liegt am Höhenweg auf 866 m ü.NN. und bietet eine traumhafte Aussicht u.a. auf den Weißenstädter See. Der Gipfelbereich besteht aus mehreren durch Wollsackverwitterung geschichtete Felsformationen aus Zinngranit. Auf dem etwas versteckten Kreuzfelsen befindet sich ein Gipfelkreuz.

 

Direkt unterhalb der Aussichtskanzel am Fuße der wuchtigen Felstürme befindet sich ein rundförmiger, ebener Rastplatz, an dessen Stelle sich früher die Höhenburg befand (urkundlich erstmals 1317 erwähnt). Die Naturlandschaft mit seinen majestätischen Felsformationen sind geschützte Naturdenkmäler, wobei im Gipfelbereich umgestürzte Bäume aus Naturschutzgründen als Totholz-Biotop nicht beseitigt werden. Nach dem anstrengenden Aufstieg (Achtung, einer der anspruchsvollsten Tragepassagen) kommt dieser Pausenplatz wie gerufen, zumal der 3 km lange Schlussanstieg zum Schneeberg (233 hm) auch noch einige Körner verbrennt. Bei aller Action, die das mühsame Höhenmetersammeln und das hochkonzentrierte Abfahren in Trailrinnen mit sich bringt, sollte man sich ab und zu ein bisschen Zeit zur Muße zu gönnen, damit die spektakuläre Landschaft nicht zu kurz bzw. Kopf & Muskelapparat ein wenig zur Ruhe kommt.

Auspowern ist das eine, Erholen und Entspannen das andere. Wer sich nach Entschleunigung sehnt und die Seele baumeln lassen möchte, setzt auf meditativen Naturgenuss und steuert einsame Rückzugs- bzw. Kraftorte an, die neue Energien einhauchen. Achtsam durch die Natur wandeln und eine Reise zum eigenen Ich unternehmen - auch das funktioniert in der unberührten Natur des Fichtelgebirges bestens. Ganz zu schweigen von der wohlverdienten Dusche in seiner Location, nach der man sich wie neugeboren fühlt und das Wohlbefinden wie per Knopfdruck auf die Reset-Taste einen mentalen Neustart verheißt.

Schneeberg (1.051 m ü.NN.)

Der Schneeberg zieht Biker wie ein Magnet an. Obwohl die Auffahrt äußerst mühsam ist und es dort oben keine Einkehrmöglichkeit gibt (das Seehaus liegt 3.2 km/164 Tiefenmeter entfernt) ist es ein Sehnsuchtsziel, schließlich möchte man den höchsten Berg des gesamten Frankenlands erklommen haben. Das unverwechselbare Erkennungsmerkmal des Gipfels ist sein ehemaliger Abhörturm, der noch aus den Zeiten des "kalten Krieges" stammt, wodurch der Schneeberg von weithin aus allen Himmelsreichtungen eindeutig erkennbar ist.

Die Besteigung des hölzernen Aussichtsturms (Backöfele) ist in Anbetracht des überwältigenden 360° Panoramas im Grunde unverzichbar.

Eine zünftige Bergeinkehr wie beispielsweise im Kösseinehaus, Seehaus, Waldhotel Fichtelsee oder Waldrasthaus Karches darf selbstverständlich nicht fehlen. Zur Freude antriebsunterstützer Fahrer gibt es dort oben auch eine E-Bike-Ladestation. Hervorzuheben ist die heimische Gastronomie mit ihren fränkischen Schmankerln, die mit all ihren Geschmacksrichtungen allerhand leckere Gaumenkitzler bietet. Perfekter als in einem Traditionsgasthaus samt lauschigem Biergarten mit urfränkischer Gemütlichkeit, lassen sich kräftezehrende Biketouren nicht abrunden. In uriger Hütten- bzw. Biergarten- Atmosphäre munden regionaltypische Spezialitäten gleich noch leckerer. Ganz zu schweigen von den Braukünsten hiesiger Brauereien, die eine gut sortierte Bierauswahl feil bieten. Dass man sich nach einem köstlichen Essen wunschlos glücklich bzw. wie im Himmel auf Erden fühlt liegt in der Natur der Sache. Dazu verleiht im geselilgen Kreis gut gelaunter Menschen mit 'fränggischem! Dialekt jedem Einkehrschwung eine sympathische Note. 

Allmächd, während den Locals fränggische drails, Broudwöaschd, Brödle, Weckla und Schäufala sowie weitere typisch fränkische Spezialitäten wie Fichtelgebirgsforelle, Wiesenkräutersalat oder Sauerbraten mit Lebkuchensoße und a Seidla Bier "hoch und heilig" sind, fährt der Oberpfälzer auf Bairischa Schweinsbron, Gnedl, Graud, Obazda und a Maß Bier ab. Geschmäcker sind bekanntermaßen verschieden, Hauptsache die herzhaften Köstlichkeiten verwöhnen die Geschmacksknospen. In diesem Sinne Guten Appetit - Laß daas schmecka.